iPhone SE

Erwartet wurde es schon lange. Doch bis zur Keynote blieb unklar, was denn nun genau unter der Haube des neuen 4-Zoll iPhone stecken wird. Wird das neue iPhone eine Neuauflage des farbigen 5c? Ein «letztjähriges iPhone, neu verpackt und stellenweise etwas aufgefrischt»? Neu verpackt ist es nun nicht. Für das iPhone SE — das SE steht für «Special Edition» — griff Apple auf das bewährte 5/5s-Design zurück. Doch «alte Verpackung» heisst nicht auch «altes Gerät». Das iPhone SE ist laut Datenblatt mehr oder weniger ein aktuelles iPhone 6s, in der kompakten Verpackung des iPhone 5/5s. Doch leistet das neue iPhone tatsächlich was Apple verspricht? Wir haben das neue iPhone SE drei Wochen lang ausführlich getestet.

Stefan Rechsteiner

Design

Rein äusserlich ist das neue «iPhone SE» fast nicht von seinen Ur-Grosseltern zu unterscheiden. Auf den ersten Blick sieht es gleich aus wie das iPhone 5 und das iPhone 5s von 2012 respektive 2013. Erst auf den zweiten Blick fallen zwei kleine Unterschiede auf: Auf der Rückseite ist beim neuen Gerät das «SE»-Logo angebracht. Und die Kanten des Gerätes sind nicht glänzend abgeschliffen, sondern matt.

Apple hat alles andere am Gehäuse an Ort und Stelle gelassen — alle Hüllen und sonstiges Zubehör der iPhone-5/5s-Modelle passen also nach wie vor bestens zum neuen iPhone SE.

Und jetzt mal Tacheles: Neue iPhone 6/6s hin oder her — das 2012er iPhone-Design des iPhone 5 und iPhone 5s ist und bleibt das beste iPhone-Design, welches Apple bis dato hatte. Mit dieser Meinung steht der Autor dieses Tests nicht alleine auf weiter Flur, diese Meinung teilen viele. Das Apple es für sein «Spezialausgabe»-iPhone rezyklierte, ist also nicht von ungefähr.

Natürlich aber dürfte es noch schlagkräftigere Argumente für die Recyklierung des 5er-Designs gegeben haben. Beispielsweise weil das SE bekanntlich wie die 5er-iPhones über ein 4-Zoll Display verfügt. Das Unternehmen musste deshalb das 6er-Design nicht noch zusätzlich «in Klein» entwickeln. Weiter ist das 5er-Design für Apple wohl einiges kostengünstiger herzustellen als jenes der iPhone 6/6s.

Dank dem kantigeren Design hält das Gerät besser in den Händen. Das iPhone-6/6s-Design mit seinen abgerundeten Seiten fühlt sich zwar schlanker und feiner an, rutscht einem aber entsprechend auch schneller aus den Fingern. Doch genau diese abgerundeten Seiten haben auch ihre Vorteile: denn durch diese kann beispielsweise der sogenannte «Edge Swipe» von iOS komfortabler vollzogen werden. Die «Zurück»-Geste durch von links ausserhalb des Displays nach rechts über das Display Streichen ist angenehmer und dadurch natürlicher auszuführen, wenn der Rand rund wie beim 6/6s und nicht kantig wie beim 5/5s/SE ist.

Auf der anderen Seite kann das SE dank seiner geraden Seiten selbst auf diesen stehen, ohne das es kippt.

Es spricht Bände, wenn ein vor vier Jahren eingeführtes Design auch heute noch modern daher kommt.

Das neue iPhone SE ist mit seinen 7.6 Millimetern nicht das dünnste, aber, natürlich mitunter dank seiner Grösse, mit 113 Gramm das leichteste iPhone in Apples derzeitigem Line-Up.

Eine Variante des neuen SE unterscheidet sich visuell grundlegend von seinen 5s-Vorfahren: neben Silber, Space-Grey und Gold gibt es das SE auch in «Rosé-Gold». Die edle Rosa-ähnliche Farbe wurde vergangenes Jahr mit dem iPhone 6s und der Apple Watch eingeführt — und bewies sich seither als Kassenschlager.

Kamera

Während Apple beim Design auf das Etablierte vom 5/5s setzt, verbaut das Unternehmen bei der Kamera auf der Rückseite jene des aktuellen iPhone 6s: 12 Megapixel Fotos und Videos in 4K-Auflösung können damit aufgenommen werden. Obschon es die exakt gleiche Kamera ist wie beim iPhone 6s, unterscheidet sie sich doch in einem — zwar visuellen, aber doch nicht ganz unerlässlichen — Punkt: Da das SE etwas dicker ist als das 6s, ragt die Kamera beim SE nicht aus dem Gehäuse heraus, wie sie es beim 6s macht.

Foto-Technisch gibt es an der Kamera kaum etwas zu reklamieren. Da es sich um die exakt gleiche Kamera handelt wie beim 6s, und auch die zugrundeliegenden Prozessoren dieselben sind, fallen auch die Resultate gleich aus — zumindest in unseren Tests konnten wir zwischen den Fotos des SE und des 6s keinen wirklichen Unterschied feststellen.

Das Gerät nimmt auf Wunsch auch «Live Photos» auf. Die Bewegt-Fotos wurden vergangenes Jahr mit iOS 9 und dem 6s/6s Plus eingeführt. Sobald man die Live Photos auf den grossen iPhones mittels 3D Touch stark drückt, beginnen sie sich zu bewegen und zeigen jeweils in Bild und Ton das Passierte kurz vor und nach der eigentlichen Fotoaufnahme. Da das SE kein 3D Touch hat, kann die Live-Photos-Sequenz hier mit längerem Drücken auf das Foto abgespielt werden.

Bei der FaceTime-HD-Kamera auf der Vorderseite bediente sich Apple leider nicht am iPhone 6s, sondern am 1.2-Megapixel-Sensor der älteren iPhones. Immerhin aber steht der «Retina Flash» auch beim SE zur Verfügung. Dabei fungiert das Display des iPhones als «Selfie-Blitz» — hierzu wird die Helligkeit des Displays auf das Dreifache des normal einstellbaren Werts hochgeschraubt. Durch diesen «Blitz» und die bessere Bildverarbeitung der neueren Chips werden die Fotos der FaceTime-Kamera im direkten Vergleich immerhin spürbar besser als bei den älteren iPhones. Während diese Fotos durchaus ausreichen für mal hier und mal dort ein Selfie für Snapchat oder Instagram, ist die Qualität dieser Fotos aber dennoch kein Vergleich zu den Selfies, die mit der 5-Megapixel-Kamera der iPhone-6s-Modelle gemacht werden können.

Performance

Bevor Apple das iPhone SE im März erstmals zeigte, gab es über die vorhergehenden Monate verteilt unzählige Gerüchte über das wohl kommende neue 4-Zoll-iPhone. Dabei uneinig war sich die Gerüchteküche insbesondere, ob das neue iPhone nun wieder ein iPhone wird wie das 5c vor zwei Jahren, oder ob es stattdessen ein kleines Powerhouse wird. Zu unser aller Glück wurde es letzteres. Als das 5c vorgestellt wurde, war es bereits zur Marktlancierung hin ein «altes» Gerät. Technisch basierte es grösstenteils auf dem damals bereits einjährigen iPhone 5. Beim iPhone SE nun ahnt man zuerst ähnliches: beim «kleinen» iPhone wird auf «altes Design» gesetzt und es ist preislich sehr aggressiv aufgestellt — wenn das nicht auf ein vermeindliches «Billig-iPhone» hindeutet? Doch es ist ganz anders: Apple setzt bei den wichtigsten Komponenten des SE auf die Bauteile seines Flaggschiff-Smartphone iPhone 6s. Das neue iPhone SE ist entsprechend viel leistungsfähiger, als das «alte Design» visuell andeutet. Das neue 4-Zoll-iPhone steht in Sachen Performance dem Powerhouse iPhone 6s sozusagen in nichts nach. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung — man muss im Grossen und Ganzen bei Apple nun nicht mehr Leistung für die kleine Grösse aufopfern.

Die kompakte Leistungsmaschine wird angetrieben von Apples aktuellem A9-Chip — gleich getaktet wie im iPhone 6s. Dieser Prozessor, kombiniert mit 2 GB Arbeitsspeicher, sorgt dafür, dass iOS 9 selbst und die Apps darauf schnell und performant ausgeführt werden, zügig zwischen ihnen gewechselt werden kann und auch grafisch anspruchsvolle Games ruckelfrei gespielt werden können.

Benchmarks zeigen, dass das iPhone SE von der Leistung her gleich schnell wie das iPhone 6s und iPhone 6s Plus ist — vereinzelt sogar noch etwas besser. Gegenüber dem iPhone 6 und dem iPhone 6 Plus ist das kleine Powerhouse wie auch die 6s-Modelle etwa doppelt so schnell. Im Vergleich zu dem ersetzenden 4-Zoll-Modell iPhone 5s ist das SE sogar um ein Vielfaches schneller.

Diese Benchmark-Resultate sind nicht nur nackte Zahlen und Statistiken, die Leistungsfähigkeit zeigt sich auch im direkten Vergleich zwischen SE, 5s und 6s. Werden SE und 6s parallel mit den gleichen Aufgaben konfrontiert, sind keine echten Unterschiede auszumachen. Stehen SE und 5s nebeneinander, zeigt sich sofort welches Gerät um ein Vielfaches performanter ist.

Aus der Sicht der Performance ist das iPhone SE tatsächlich ein iPhone 6s im klassischen iPhone-5/5s-Design.

Dass das iPhone SE ein solches Leistungspaket ist, macht das Gerät zukunftssicher für die kommenden iOS-Updates der nächsten zwei, drei Jahre. Das SE wird also so schnell nicht obsolet.

Für Halter von US- oder UK-Kreditkarten interessant ist auch die Unterstützung von Apple Pay. Das iPhone SE hat wie die neuen iPhones NFC und kann deshalb für Apples mobile Bezahllösung genutzt werden. Für hiesige Kunden wurde Apple Pay leider bisher aber nicht aktiviert. Wann der Apple-Bezahldienst auch in der Schweiz lanciert wird, steht weiterhin in den Sternen.

Bluetooth unterstützt das SE in Version 4.2 und WLAN im neuesten Standard 802.11ac (jedoch ohne MIMO), wie es — mit Ausnahme der Apple Watch — alle anderen Apple-Geräte auch tun.

LTE Advanced unterstützt das neue 4-Zoll-iPhone nicht. LTE gibt es «nur» bis zu 150 Mbit/s. Bisher ist LTE Advanced zwar nur in wenigen Märkten und noch dazu meist nur mit den teuersten Abos verfügbar, trotzdem zeigt sich hier ein Unterschied zum iPhone 6s.

Neben der unterschiedlichen LTE-Unterstützung gibt es noch einen zweiten Unterschied bei der Chip-Ausrüstung des SE gegenüber dem 6s. Das neue SE verfügt über keinen Barometer-Sensor. Damit kann das Gerät mit dem M9-Koprozessor beispielsweise in der Health-App nicht so genau ausrechnen, wie viele Stockwerke man in Treppenhäusern pro Tag zurücklegt.

Touch ID

Der integrierte Fingerabdrucksensor «Touch ID» basiert beim iPhone SE auf jenem des iPhone 5s und dem iPhone 6, also auf der ersten Generation des Sensors, und nicht auf dem superschnellen Sensor des iPhone 6s. Der Sensor im SE ist also etwas langsamer als beim 6s, aber dies dürfte nur Nutzern des neuen Modells auffallen. Im direkten Vergleich zum iPhone 6 zeigt sich, dass der Sensor im SE trotzdem schneller arbeitet — wohl dank den anderen schnelleren Innereien. Trotzdem lassen sich die Fingerabdrücke leicht langsamer scannen als beim 6s.

Display

Neben dem Design und dem Fingerabdrucksensor setzt Apple beim iPhone SE auch beim Display auf die gleiche Komponente wie beim iPhone 5s. Das SE hat entsprechend den gleichen Display wie das 5s. Es löst bei 4 Zoll mit 1136 mal 640 Pixel auf (326 Pixel pro Zoll, wie auch beim 6s) und bietet die gleichen technischen Spezifikationen. Das Retina-Display ist von guter Qualität, kommt aber natürlich nicht an die Displays der um zwei Jahre Entwicklung fortgeschrittenere Bildschirme des aktuellen iPhone 6s und iPhone 6s Plus — «Retina HD» — heran. Dies fällt aber nur dann wirklich auf, wenn man die Displays direkt miteinander vergleicht. Konkret erscheint das Display etwas weniger hell, hat etwas weniger Farbtiefe und leicht wärmere Farb-Temperaturen. Tatsächlich verfügt das iPhone SE über ein Kontrast von 800:1, während im Vergleich das iPhone 6s über ein Display mit 1400:1 verfügt (6s Plus 1300:1). Ohne den direkten Vergleich aber fällt dies einem ungeübten Auge nicht auf. Deshalb bleibt zu sagen, dass das iPhone SE über ein durchaus gutes Display verfügt.

Kein 3D-Touch

Dass das iPhone SE über das gleiche Display verfügt wie das 5s, bedeutet aber auch, dass das neue 4-Zoll-Gerät nicht über «3D Touch» verfügt wie es die neuen 6s und 6s Plus tun. Die fehlende Unterstützung für die Force-Touch-Implementierung ist damit auch einer der grössten Unterschiede zwischen den grösseren und dem neuen kleinen iPhone.

Beim iPhone 6s und iPhone 6s Plus lassen sich verschiedene Objekte wie beispielsweise eine E-Mail oder ein Foto durch ein festeres Drücken statt nur Antippen in einer Art Vorschau schnell anzeigen, ohne dass es gleich geöffnet werden muss — eine Art «Quick Look» (Vorschau) wie von OS X her bekannt. Apple nennt diese Funktion «Peek and Pop». Weiter können beispielsweise bei den App-Symbolen auf dem Home-Bildschirm populäre Funktionen der Apps durch 3D Touch sofort zugänglich gemacht werden. Ein festes Drücken auf das Icon öffnet eine Funktions-Liste, über welche so direkt in den entsprechenden Bereich der App gewechselt werden kann.

3D Touch erwies sich bei unseren bisherigen Tests vom 6s und 6s Plus als nützliche und eindrückliche Funktion — die aber wohl von den meisten Nutzern trotzdem kaum benutzt wird, da es doch eine neue Benutzerführung ist, die sich so schnell nicht in den Gehirnen der Nutzer einbrennen will — und obendrein noch eine für die Nutzung des Gerätes nicht essentielle Funktion darstellt.

Warum beim SE kein drucksensitiver Display verbaut wurde, lässt Raum für reichlich Spekulationen. Die «3D Touch»-Unterstützung begrenzt sich auch über ein halbes Jahr nach dessen Einführung weiterhin auf wenige Apps im App Store und wird dort grösstenteils nur sehr spartanisch eingesetzt.
Wird die Technologie von Apple selbst mit dem Weglassen beim SE bereits wieder fallen gelassen? Viel wahrscheinlicher wohl aber ist, dass beim SE aus Kostengründen auf ein 3D-Touch-fähiges Display verzichtet wurde. Das SE ist preislich, wie erwähnt, für ein iPhone aggressiv positioniert.

Schlussendlich werden neue iPhone-Käufer beim SE die Funktion wohl nicht vermissen. Und Käufer, die vom 6s und 6s Plus auf das SE wechseln wohl nur selten — weil die Implementierung der Force-Touch-Funktionen, wie erwähnt, doch noch sehr in den Kinderschuhen steckt.

Batterie

Sehr positiv überrascht waren wir in unseren Tests von der Akkuleistung des iPhone SE.

Der Lithium-Ionen-Akku des neuen iPhone SE ist mit 1624 Milliampèrestunden leicht grösser als der iPhone-5s-Akku (1560 mAh). Offiziell nennt Apple bei der Internetnutzung bis zu 12 Stunden mit 3G, 13 Stunden mit LTE und 13 Stunden mit WLAN, bis zu 14 Stunden Telefonieren, bis zu 13 Stunden Video-Wiedergabe und bis zu 50 Stunden Audiowiedergabe. Dies sind 2 bis 3 Stunden längere Batterielaufzeiten als beim iPhone 5s — mit Ausnahme der Audiowiedergabe, bei der es sogar 10 Stunden mehr sind.

In unseren Tests bestätigt sich diese positive Tendenz. Für einmal frisst der Energiehunger der leistungsfähigeren Hardware die grössere Leistung des stärkeren Akku nicht auf, sondern das Gerät arbeitet auch effizienter. In einem Video-Test, in welchem wir Filme aus dem iTunes Store bei voller Lautstärke und einer Display-Helligkeit von etwa 50 Prozent wiederholt laufen lassen, hielt der Akku 13 Stunden und 47 Minuten. In unserem Alltagstest, in welchem wir das Gerät über den Tag verteilt für Alltägliches nutzen (Mail, Nachrichten, Surfen, Facebook und Instagram, iBooks, Video- und Audio-Wiedergabe abwechselnd über 4G, 3G und WLAN), zeigte iOS 9 am Abend noch 54 Prozent Akkulaufzeit an. Gleiche alltägliche Aktivitäten führen beim 6s zu knapp 25 Prozent, beim 6s Plus zu gut 30 Prozent Akku. Es zeigt sich was zu erwarten war: die grösseren Displays beim 6s und 6s Plus sind die wahren Akkufresser.

Somit muss der Akku des iPhone SE auch bei eher intensiver Benutzung nicht zwingend täglich aufgeladen werden wie es beim iPhone 6s und auch beim Akku-starken iPhone 6s Plus der Fall ist. Der Akku hält ein-einhalb, bei nicht zu intensiver Nutzung durchaus auch mal ganze zwei Tage durch. Das ist sehr erfreulich für ein solch kompaktes, und doch so leistungsfähiges Gerät.

Zurück zum kleinen Display?

Für all jene, die sich in den vergangenen eineinhalb Jahren an ihr grösseres iPhone 6/6s oder gar viel grösseres iPhone 6 Plus/6s Plus gewöhnt haben, stellt sich die Frage: Kann man zurück zu einem kleineren Display? … und wenn ja: will und soll man es auch?

Auf diese Fragen gibt es — wie so oft bei derart persönlichen Geräten wie einem Smartphone — keine eindeutige Antwort. Erstere Frage könnte noch am ehesten mit etwas Generellem beantwortet werden. Nämlich mit: «Man kann sich an alles gewöhnen. Der Mensch ist schliesslich ein Gewohnheitstier.» Doch wir sollten es uns nicht ganz so einfach machen.

Wechselt man von einem kleinen auf ein grosses Gerät, gewöhnt man sich doch sehr schnell an das grössere Display. Anders, so empfindet es zumindest der Autor dieses Testberichts, sieht es beim Wechsel Von-Gross-Zu-Klein aus. Es fühlt sich tatsächlich sehr komisch an, nach ein-einhalb Jahren mit primär einem 5.5-Zoll grossen iPhone (zuerst 6 Plus, dann 6s Plus) auf ein 4-Zoll kleines Gerät zurück zu wechseln. An den ersten Tagen kommt einem das Display regelrecht «winzig» vor. Überspitzte Vergleiche mit dem Display der Apple Watch kommen auf. Mit der Zeit, und schlussendlich doch schneller als erwartet, erachtet man das 4-Zoll Display aber dann doch wieder als normal. Einzig das Tippen auf der Tastatur führt auch nach fast drei Wochen noch hie und da zu Vertippern. Doch auch das, da ist sich der Autor sicher, wird mit der Zeit abnehmen.

Richtiggehend wohltuend ist der Wechsel zurück auf das 4-Zoll iPhone für die Hände, allem voran für den kleinen Finger. Dieser wird beim iPhone 6/6s und vor allem beim iPhone 6 Plus/6s Plus als Stütze für das Gerät missbraucht und so richtiggehend «gequält». Zu Komplikationen führte dies beim Autor bisher zum Glück nicht.
Wird das iPhone SE in die Hand genommen, wird es von den Fingern umschlossen — ganz ohne «kleine-Finger-Stütze». Eine Wohltat.

Ebenfalls angenehm ist, dass man das Gerät jederzeit mit nur einer Hand bedienen kann. Man erreicht alle Ecken des Displays mit dem Daumen, ohne dass das Gerät anders gehalten werden muss. Das war schliesslich Apples früheres Verkaufsargument schlechthin, als der iPhone-Hersteller hartnäckig bei den kleinen 4-Zoll Smartphones blieb, während die Konkurrenz sich mit immer grösseren Modellen überboten.

Obschon es ja jetzt auch 4.7- und 5.5-Zoll grosse iPhones gibt, gilt dieses Argument quasi noch immer. «Einhandmodus» genannt. Ein doppeltes Antippen des Homebutton auf diesen iPhones senkt die ganze Anzeige soweit herab, dass man auch die oberen Bereiche der Anzeige antippen kann. Eine «Problemumgehung», die noch dazu von nicht wenigen nichts-ahnenden iPhone-Nutzern als Bug statt als Feature wahrgenommen wird. Tatsächlich wieder jederzeit alle wichtigen Bereiche des Displays mit dem Daumen einer Hand erreichen ist etwas ganz anderes.

In der eigentlichen Nutzung des Gerätes hat sich durch das kleinere Display aber auch etwas getan. Der Autor nutzt das Gerät für weniger Aufgaben — zumindest bisher — als sein 6s Plus. Beispielsweise liesst er seltener lange Texte auf dem iPhone SE. Das reicht von Artikeln auf Webseiten bis hin zur Nutzung von iBooks. Dazu wird häufiger auf ein iPad oder auf den Mac ausgewichen. Ob dies eine anhaltende Verhaltensänderung ist, würde sich aber erst über einen längeren Zeitraum zeigen.

Fazit

Es gibt viele Argumente, die für das neue kleine iPhone sprechen. Das iPhone SE ist ein sehr leistungsfähiges Smartphone — fast alles, was ein iPhone 6s ausmacht, ist auch im SE drin. Einfach in einem kleineren, klassischeren Gehäuse.

Das iPhone SE ist ein Smartphone erster Klasse, welches noch dazu im Vergleich zu den anderen aktuellen iPhone-Modellen günstig zu erwerben ist. Bei gleicher Speicherausstattung ist das iPhone SE 280 Schweizer Franken günstiger als das iPhone 6s. Trotzdem ist es preislich kein «Billig-iPhone» — das 16-GB-Modell kostet CHF 479.–, das 64-GB-Modell CHF 599.–.

Mit 479 Schweizer Franken ist der Preis des 16-GB-Modell des iPhone SE sogar der günstigste Kaufpreis, den Apple bisher bei einer iPhone-Marktlancierung hatte. So günstig war ein neues iPhone noch nie zu haben.

Bei fast gleicher Performance kostet das SE also einiges weniger, als das grössere 6s. Doch ganz die gleiche Ausstattung wie das 6s bietet das SE dann ja aber wie erwähnt trotzdem nicht: man muss auf LTE Advanced, auf ein «Retina HD»-Display, den Barometer, die schnellere 2. Generation des «Touch ID», bei WiFi auf MIMO und beim Display auf «3D Touch» verzichten. Und natürlich auf den grösseren Bildschirm. Aber genau die Kompaktheit, verbunden mit der geballten Power des A9, ist schliesslich das Killer-Feature des iPhone SE.

Wer lange darauf gewartet hat, dass Apple wieder ein 4-Zoll iPhone rausbringen wird: das Warten hat sich definitiv gelohnt.

Das iPhone SE ist für all jene, denen die 4.7- und 5.5-Zoll grossen iPhone 6/6s und 6 Plus/6s Plus zu gross sind. Das iPhone SE vereint das bisher ungeschlagene iPhone-5/5s-Design mit der Leistungsfähigkeit der aktuellen 6s-Familie. Noch dazu ist es leicht, handlich und verfügt über die aktuell beste Batterielaufzeit aller iPhones. Dieses kleine Kraftpaket gibt es obendrein noch zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.

Das iPhone SE empfehlen wir allen, die noch mit iPhone 5/5c/5s oder älter unterwegs sind und gerne ein neues Gerät in der gewohnten Grösse haben. Nutzern der grösseren iPhone-6-Modellen denen ihr Gerät doch zu gross ist und sich zeitnah wieder ein kleineres iPhone kaufen wollten, können wir das SE auch nur wärmstens empfehlen.

Zum Schluss noch ein weiterer Hinweis: Die 120 Franken Aufpreis für das 64-GB-Modell zahlen sich wirklich aus. Zumindest für den Grossteil der Nutzer dürfte der Speicherplatz beim günstigen iPhone SE mit 16 GB nicht lange ausreichen. 16-GB-Smartphones sind definitiv keine Investition in die Zukunft. Da kann das Gerät ansonsten noch so überzeugen — wie es das iPhone SE tut — 16 GB sind schlicht zu wenig. Neben dem Betriebssystem iOS sind bei diesem Modell maximal etwa 11 GB für Apps und eigene Daten verfügbar. Mit der genialen 4K-Videokamera ist dieser Speicherplatz in weniger als einer halben Stunde aufgebraucht (4K-Aufnahmen mit 30 fps benötigen etwa 375 MB pro Minute). Mal kurz ein Video, einige 12-Megapixel Fotos und ein paar Apps und Spiele und der Speicherplatz ist bereits voll. Es wirft nur Fragen auf, weshalb Apple auch im Jahr 2016 noch Smartphones mit nur 16 GB Speicherplatz im Angebot hat. Bei gleichem Preis ein Speichermodul mit 32 statt 16 GB zu verbauen, hätte die Marge dieses iPhones wohl nur minimal verkleinert.

Bildergalerie

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen

Zugehörige Themen

Kommentare

Anmelden um neue Kommentare zu verfassen

Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.