Erster Blick auf iOS 12

An der Eröffnungs-Keynote zu Apples Entwicklerkonferenz «WWDC» hat der Mac-Hersteller eine erste Vorschau auf die nächste Version des iPad- und iPhone-Betriebssystems iOS gezeigt. Mit der neuen Version «iOS 12» verbessert Apple die Leistung des Systems, bringt neue AR-Möglichkeiten auf die iOS-Geräte und erweitert «Fotos» und den digitalen Assistenten «Siri» mit neuen Funktionen. Weiter wurden verschiedene System-Apps überarbeitet und die in das System integrieren «Digitale Gesundheit»-Funktionen wurden verbessert und mit neuen Möglichkeiten erweitert. Überdies wird «Nachrichten» mit neuen Animojis und Kamera-Effekten verspielter – und mit «Memojis» gibt es neue auf sich selbst personalisierbare Animojis. FaceTime unterstützt zudem neu Gruppen-Chats.

Stefan Rechsteiner

Mit iOS 12 will Apple die Leistung des Betriebssystem insbesondere auf älteren Geräten signifikant erhöhen. Die neue iOS-Version soll denn auch für alle Geräte verfügbar sein, auf denen bereits iOS 11 installiert werden konnte. Somit werden alle iPad und iPhone bis zurück ins Jahr 2013 unterstützt – konkret bis zurück zum iPhone 5s, iPad mini 2 oder das erste iPad Air. Die Leistungs-Optimierungen demonstrierte Apple anlässlich der WWDC-Keynote mit Zahlen zum vierjährigen iPhone 6 Plus. Apps sollen zu 40 Prozent schneller starten und die Kamera zu 70 Prozent schneller einsatzbereit sein. Auch unter Volllast soll das System künftig performanter arbeiten – die Teilen-Ansicht soll unter voller Auslastung doppelt so schnell wie bisher erscheinen, eine App doppelt so schnell starten. Möglich gemacht wird dies neben anderen Optimierungen durch eine zügigere Aktivierung einer höheren CPU-Leistung. Statt wie bisher die CPU Performance stetig zu vergrössern wenn leistungshungrige Aufgaben anstehen, wird in iOS 12 bei solchen Aufgaben schneller eine Volllast der CPU erreicht.

ARKit 2

Vergangenes Jahr wettete Apple stark auf «Erweiterte Realität» (Augmented Reality; AR) und führte mit iOS 11 leistungsfähige Technologien und Schnittstellen ein, die aus dem iPhone und iPad eine grosse AR-Plattform machten. In diesem Jahr verbessert Apple das AR-Framework «ARKit» in einer neuen Version stark. Das System erkennt Oberflächen, Gesichter und 3D-Objekte noch besser und erlaubt das Abspeichern von AR-Erlebnissen sowie das Teilen solcher mit anderen. Apple hat zusammen mit dem Animations-Studio PIXAR ein neues Format namens «USDZ» entwickelt, mit welchem sich 3D-Objekte einfacher austauschen lassen. Diese 3D-Objekte können wie Videos genutzt, aber auch in der erweiterten Realität platziert werden. Auf der Bühne demonstrierte Apple dies anhand eines Gitarren-Webshops, bei dem man sich seine eigene Gitarre zusammenklicken und diese dann mittels ARKit beispielsweise ins eigene Wohnzimmer stellen kann.

Bestandteil von iOS 12 wird überdies eine neue Mess-App, mit welcher schnell und komfortabel Objekte in der realen Welt gescannt und vermesst werden können. Dabei können die Messpunkte von Hand gesetzt oder verschiedene Objekte automatisch erkannt und ausgemessen werden.

Intelligenteres Fotos

Die Fotos-App verfügt in iOS 12 über eine erweiterte Suche. Diese erlaubt das Suchen nach Veranstaltungen an welchen man zugegen war, erlaubt die Nutzung mehrerer Suchbegriffe gleichzeitig und antizipiert selbstständig, nach was der Nutzer als nächstes Suchen könnte.

Weiter erhält Fotos einen neuen «Für dich»-Reiter, in welchem dem Nutzer die besten Rückblicke und automatisch Teilen-Vorschläge angezeigt werden. Die App erkennt dabei selbstständig, welche Fotos der Nutzer womöglich mit anderen und mit wem genau teilen möchte. Bei Fotos von einem Ausflug beispielsweise werden die besten Fotos zum Teilen mit den auf den Fotos erkannten Kontakten ausgewählt. Nutzt das Gegenüber ebenfalls iOS 12, macht deren Gerät automatisch ebenfalls einen Vorschlag zum Teilen von aufgenommenen Bilder und Videos, sodass alle ihre Fotos vom Ausflug komfortabel mit allen Teilnehmern können.

Siri Shortcuts

In iOS 12 wird eine neue App namens «Shortcuts» eingeführt. Diese erlaubt das Erstellen von «Quick Actions» aus allen Apps heraus. Die App kann als eine Art Automator für iOS angesehen werden. Es lassen sich Aufgaben aus unterschiedlichen Apps automatisieren und auf Befehl sequenziell ablaufen lassen. Ausgeführt werden können die Shortcuts auf Knopfdruck oder noch komfortabler durch das Registrieren eines Sprachbefehls dafür. Künftig kann man Siri also selbstständig Befehle für persönliche Aufgaben beibringen.

Weiter werden die Siri-Vorschläge mit iOS 12 noch intelligenter und noch proaktiver und umfassen auch die neuen Siri-Shortcuts.

Überarbeitete Apps

Die News-App (hierzulande leider nach wie vor nicht verfügbar) erhält mit iOS 12 eine neue Browse-Ansicht und einen prominenteren Zugang zu den Favoriten. Auf dem iPad erhält die App ausserdem eine neue Seitenleiste für ein komfortableres Anspringen der einzelnen Inhalte.

Komplett neu gemacht hat Apple die Apps «Aktien» und «Sprachaufnahmen». Erstere bietet mehr Übersicht, eine Integration von Apple News und zeigt bei Kursen neu auch den vor- und nachbörslichen Handel. Die App gibt es ausserdem neu auch auf dem iPad. Die Sprachaufnahmen-App erhält eine einfachere Bedienung und synchronisiert alle Aufnahmen neu über die iCloud mit den anderen persönlichen iOS- und macOS-Geräten.

iBooks heisst neu «Apple Books» und wurde ebenfalls komplett neu aufgebaut – das umfasst unter anderem ein neues Design, eine neue ansprechende «Reading Now»-Übersicht und ein neugestalteter Store.

CarPlay unterstützt seit längerem bereits Audio- und Chat-Apps von Drittherstellern und wird mit iOS 12 diese Unterstützung von 3rd-Party Apps auf Navigations-Apps ausweiten. Bald dürfte man entsprechend Google Maps oder andere Navi-Apps in CarPlay nutzen können.

«Screen Time»

Mit neuen Funktionen in iOS 12 will Apple die Nutzer bei der «digitalen Gesundheit» unterstützen. Konkret geht es darum, dass Nutzer besseren Überblick darüber haben und es besser handhaben können, wie oft und wie lange sie mit den iOS-Geräten interagieren. Es geht um «Funktionen gegen Fear of Missing Out». Die «Nicht stören»-Funktion erhält eine Erweiterung «… während der Schlafenszeit», wobei auf dem Display nurmehr die Uhrzeit nicht aber Benachrichtigungen angezeigt werden. Gleiches gilt dann am Morgen – erst wenn der Modus deaktiviert wird, erscheinen die Benachrichtigungen und man kann sich diesen widmen. Wie lange «Nicht stören» aktiv sein soll, kann neu direkt aus dem Kontrollzentrum heraus eingestellt werden. Weiter können Benachrichtigungen aus der Mitteilungszentrale heraus auf App-Basis deaktiviert werden.

Nachrichten werden überdies neu gruppiert dargestellt – so werden diese übersichtlicher in der Mitteilungszentrale dargestellt.

Mit «Screen Time» werden Berichte über die Nutzungsaktivität angeboten. Beispielsweise ein ausführlicher Wochenbericht, in welchem beispielsweise angezeigt wird, wie oft und wie lange welche App zu welchem Zeitpunkt genutzt wurde.

Nutzer können sich Limiten für die Nutzung einzelner Apps setzen, welche auch via iCloud auf die anderen persönlichen Geräte synchronisiert werden. Bei Familien-Sharing können Eltern Berichte über die Nutzung der Kinder-Geräte erhalten und Downtimes und Limiten für diese Geräte setzen.

Animoji und Memoji

Die Animojis in der Nachrichten-App werden durch vier neue Charakteren erweitert (Geist, Koala, Tiger und T-Rex) und erkennen neu auch, wenn der Nutzer die Zunge heraus streckt.

Mit «Memojis» können Nutzer bis ins Detail personifizierte Animojis erstellen, welche danach vielseitig genutzt werden können.

Die Kamera in der Nachrichten-App erhält neu die Möglichkeit Filter, Effekte und sonstige Animationen (wie Animojis und Memojis) auf die Aufnahmen anzuwenden.

Gruppen-FaceTime

Die Video-Konferenztechnologie FaceTime unterstützt endlich Chats mit mehreren Personen – dabei werden bis zu 32 Teilnehmer unterstützt. Auch hier lassen sich Filter, Effekte und Animationen auf das übertragene Bild anwenden. Ein Gruppen-FaceTime kann dabei auch direkt aus einem Gruppen-Chat heraus gestartet werden.

Ab Herbst verfügbar

Das System umfasst neben den in diesem Artikel erwähnten Funktionen noch eine Vielzahl an weiteren Neuerungen – beispielsweise neue Gesten für die Bedienung auf dem iPad.

iOS 12 soll im Herbst als kostenloses Updates veröffentlicht werden. Traditionell bringt Apple neue iOS-Versionen zusammen mit einer neuen iPhone-Generation im September oder Oktober auf den Markt.

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