Folgen der Anti-Apple-Kampagne in China

Nach einer wochenlangen Negativ-Kampagne der chinesischen Staatsmedien meldete sich Apple CEO Tim Cook offiziell auf der chinesischen Apple-Homepage zu Wort und bedauerte die Missverständnisse, welche durch eine fehlerhafte Kommunikation aufgetreten sind. Bei diesem öffentlichen Statement bleibt die Frage offen, welche Folgen die Negativ-Kampagne in den nächsten Wochen und Monaten haben wird.

Die chinesischen Staatsmedien zeigten sich nach den Anpassungen der Garantieformalitäten sowie von Tim Cooks Statement von Apple angetan. Die «Global Times» schrieb in einem Leitartikel von einer deutlich Entspannung der Lage durch das Statement von Tim Cook. Die staatliche Zeitung zollt Apple für das aktuelle Verhalten Respekt und streicht heraus, dass das Verhalten von Apple deutlich besser sei als dasjenige von anderen amerikanischen Konzernen.

Der chinesische Aussenminister lobte den iPhone-Hersteller gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters für die gewissenhafte Achtung der Kundenwünsche. Der Sprecher des Aussenministers fügte an, dass man den Beteuerungen von Apple Glauben schenkt. Im Umkehrschluss bedeutet die Aussage wohl, dass wenn Apple sich nicht an die eigenen Vorgaben hält, eine noch heftigere Negativ-Kampagne gestartet werden könnte.

Diese beiden Aussagen zeigen eine total anderes Stimmungsbild, als es noch vor dem Statement von Tim Cook vorzufinden war. Kent Kedl, Risikoanalyst von «Control Risks», machte gegenüber Reuters auf die Macht der chinesischen Staatsmedien aufmerksam. Diese Medienunternehmen verfolgen gemäss dem Analysten teilweise undurchsichtige Strategien, womit es schwer werden kann, auf diese Kampagnen adäquat zu reagieren. Zudem steigt das Risiko einer Negativ-Kampagne, je grösser das Unternehmen wird. Durch das gesteigerte Kommunikationsverhalten verbreiten sich die Nachrichten zudem noch schneller als vor einigen Jahren — auch wenn die Nachrichten im Nachhinein als falsch herausstellen. Der langfristige Negativeffekt bliebe daher längerfristig bestehen.

Schlussendlich zeigten die chinesischen Behörden Apple mit dieser Kampagne auf, wie wichtig der chinesische Markt für Apple geworden ist. Die chinesischen Behörden dürften in Zukunft eine noch grössere Rücksichtnahme von Apple gegenüber China erwarten. Die Negativ-Kampagne könnte ein erster Warnschuss gewesen sein, um das Unternehmen daran zu erinnern, dass man sich in China nicht mit dem Staat anlegen sollte und nach deren Regeln spielen muss — oder den Markt wohl oder übel aufgeben muss, wie es zum Beispiel Google gemacht hat.

Diese «positiven» Signale aus China lassen Analysten-Kommentare zu den Folgen der Negativ-Kampagne als Makulatur erscheinen. Analyst Glen Yeung von der amerikanischen Citigroup ging am Montag davon aus, dass sich die Kosten der Kampagne auf bis zu 13.1 Milliarden US-Dollar belaufen könnten. Der Analyst begründete diese Vorhersage mit Zahlen von HP aus dem Jahr 2010. Im Jahr 2010 sah sich HP in China mit einer ähnlichen Negativ-Kampagne konfrontiert, wie es im März bei Apple der Fall war. Nach der Kampagne sank der PC-Marktanteil von HP in China um 50 Prozent. Als Folge dieser Zahlen empfiehlt der Analyst die Apple-Aktie derzeit nicht zum Kauf.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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